Es ist ein glücklicher Zufall, dass das Programm des Donizetti-Festivals 2021 zwei seiner langlebigsten Komödien zeigt: L'elisir d'amore, eine frühe Frucht seiner italienischen Blütezeit, die er für Mailand schrieb, und La fille du régiment, die er zu Beginn seines letzten Jahrzehnts für Paris komponierte. Zusammen sind sie das perfekte Heilmittel, um die Lebensgeister nach 20 Monaten Schließungen und der Aufführungsbeschränkungen wieder zu beleben. Bergamo bietet vom 18. bis 21. November ein wahres Lebenselixier.
Zwei Jahre nach der letzten großen Opera Europa-Konferenz haben manche Teilnehmenden verständlicherweise Bedenken, sich erneut zu versammeln. Wir sind vorsichtig geworden, was das Reisen angeht, und scheuen uns zuweilen vor engen Kontakten. Außerdem sind wir inzwischen in der Lage, mit anderen Mitteln zu kommunizieren, wie der Erfolg der Online-Treffen von Opera Europa zeigt, die Mitglieder aus über 40 Ländern zusammenbringen. Doch trotz der Bequemlichkeit des Internets haben viele den Wunsch geäußert, wieder live in Kontakt zu treten, da dies der effektivste Weg ist, Netzwerke zu knüpfen und Beziehungen aufzubauen. Eine Konferenz ist so viel mehr als nur eine Reihe von Präsentationen und Debatten. Zwanglose Begegnungen in den Kaffeepausen, längere Gespräche bei den Mahlzeiten, gemeinsame Erfahrungen - das sind die Zutaten, aus denen berufliche Freundschaften entstehen. Besonders in Italien!
Bergamo, im Frühjahr 2020 mit am schlimmsten von der Pandemie heimgesucht, setzt sich nun mit großem Engagement dafür ein, dass die Delegierten in den beiden wunderschönen Theatern und ihren luftigen Empfangsräumen sicher sind. Der Schutz durch Impfungen und Tests sowie die vernünftige Anwendung von Masken in Innenräumen ermöglicht es uns, die Risiken zu minimieren, die mit dem Austausch von Ideen und Erfahrungen verbunden sind, während wir nach Lösungen suchen, die zu einer Erneuerung der Opernwelt führen.
Keine Konferenz wird alle Probleme lösen, mit denen die Oper konfrontiert ist. Diese hier sucht, einige von ihnen zu identifizieren. Welche Art von Führungskräften wird benötigt? Welche Vorbilder eignen sich für die nächste Generation von Führungskräften? Wie können wir die Belegschaft diversifizieren, damit sie die Gesellschaft, der sie dient, besser repräsentiert? Sollten wir mehr auf die Stimmen von Künstler:innen hören, von denen viele während der Pandemie ihre Lebensgrundlage verloren haben? Wie können wir gemeinsam ein ökologisch nachhaltigeres Klima auf, hinter und jenseits der Bühne schaffen?
Die drei- oder viertägige Herbstkonferenz in Bergamo verspricht nicht alle Antworten, aber sie verpflichtet sich, mit den Fragen zu ringen und den Mitgliedern und Künstler:innen Gelegenheit zu geben, ihre eigenen Fragen zu stellen. Außerdem garantiert sie den Delegierten einen herzlichen Empfang und das unvergleichliche Zauberelixier der italienischen Lebensart.
Nicholas Payne